Dr. Holger Karsch flanierte entlang der Uferpromenade des stets ruhig-gelangweilten Nervíon bis er zum Baobab kam. Er nahm draußen an einem der kleinen, einladenden Tische Platz und freute sich wie jeden Tag über diese Stadt und die Lässigkeit, mit der man hier seinen Geist entfalten konnte. Es war frisch geworden, leicht regnerisch. Der Asphalt glänzte […]
Autor: Holger Karsch
Im Baobab
Angeber
«Streaming Media muss zur Waffe werden», sagt Büttner. Und der schreibt das Jahr 1993. Kampmann schüttelt den Kopf. Das kann er sich nicht vorstellen. Büttner atmet durch und lässt sein Mont-Blanc-Meisterstück kunstvoll zwischen beiden rotieren, wie der Police Officer seinen Schlagstock zwischen Demonstranten. Nicht, dass sie über diesen, genau diesen Aspekt der Vernetzung ausdauernd in […]
Simsalabumm mit Hasenbein
In einer Zeit, als Joseph Beuys noch nicht als der große Künstler und Aktivist bekannt war, der er eines Tages werden sollte, lebte er in einer kleinen, bescheidenen Wohnung und verlor sich oft in Gedanken und Ideen. Eines Morgens, während er am Fenster seiner Wohnung stand, beobachtete er einen Hasen, der sorglos durch den Garten […]
Chinesische Kammer als Bastardzeichen
In Toronto fliegt der Schnee heute seitwärts.* Das raue Gebäude in der Main Street wirkt nicht gerade einladend. Feuertreppen, eher schwarze, ehemals rote Ziegel und eine alte Holztür, deren Narben von einer Jahrzehnte währenden Agonie in einem Problemstadtteil erzählen. Auf einem kaum noch lesbaren Schild entziffert William Eggleston die Angabe «Deutsch-Japanische Gesellschaft Kanadas». Eine Lesung […]
Kollektivsingulare
Heute dachte ich, dass nicht nur Deutsche, sondern auch Franzosen, Italiener und vor allem Amerikaner für den einen oder anderen Regulierungswahnsinn (ISO/IEC-Normen/Standards und ihre Durchsetzungsverfahren) gut sind. Weil ich ein paar Leute aus den Ländern kenne. Ich behaupte jedoch, dass es die Kollektivsingulare sind, die uns immer wieder auf den Bauchnabel starren lassen. Vielleicht können […]
Protestieren
Und zack, läuft man in die eher nicht, aber zweifelsohne ex post sichtbare, aufgestellte Falle (den Kleberaktionisten ist so viel Schläue vielleicht zuzutrauen, wahrscheinlich aber nicht): den Zwang, zwischen Kunst und Klima entscheiden zu müssen. Ist aber mitnichten der Fall. Diese «Zwickmühle» ist konstruiert. Das Gegenteil ist der Fall. Es ist ein totales intellektuelles Eigentor […]
Häuptling Dicke Wurst
QED. Ad personam. Nicht nett. In manchen Plattformen stehen 280 (wow), in anderen 1500 Zeichen zur Verfügung. Spielt das keine Rolle? Wer behauptet, dass Technik und ihre Konfigurationen keinen Einfluss auf das Verhalten in Diskursen ausüben, sollte sich die produzierten verbalen Knöpfchendrücker (z. B. «hat ein persönliches Problem», leitmedial gefunden in einem so genannten Leserbeitrag […]
Ich sehe keine Helden
Habe aufgehört zu scrollen. Man kann ja prima zur eigentlichen Sache (Klimakatastrophe und «Lösungen») diskutieren. Was aber ist denn schon los mit dieser Form des «Protests»? Erschütternd ist es zu sehen, wie neurotisch-narzisstisch hier 23 Lebensjahre sich erkühnen, Weisheit gelöffelt zu haben. Ziviler Ungehorsam sieht anders aus. Wem gegenüber bin ich ungehorsam? Welchen Gleichmarsch verweigere […]
Zuende
Normalerweise stehe ich nicht darauf, Lektüren abzubrechen. Viele Bücher gibt es nicht, die ich in den vergangenen Jahren nicht zuende gelesen habe. Ich erinnere mich an Martin Burckhardt, der eine Philosophie der Maschine geschrieben hat. Sehr krause, formale Spielereien, die nur dann Philosophie sind, wenn Philosophie das Charakteristikum aufweist, auf 300 Seiten aphoristische Halbgarheiten durcheinander […]
Satt
Er hatte diese Melodie im Kopf. «Ich bin zwar nie im Krieg gewesen, doch die Felder sind gemäht.» Woher kam das? Damals, ganz weit hinten im Regal seines Selbst spielte er mit kleinen Soldaten im Maßstab eins zu zweiundsiebzig. Natürlich war er viel zu klein, um zu verstehen, was das meinte. Die Kornfelder rochen wie […]