Ach, Toskana

Während Bröno seine narzisstischen Gesänge sang und sein Todesstern erzitterte, rieb sich Kampmann den Hinterkopf. Das war jetzt mal eine ganz außerordentlich unerwartete Wendung im Geschehen um seine Suche nach dem Ausweg aus dem Schlamassel, Büttner finden zu wollen. «Maurizio, wo steckst Du?» Keine Antwort. Stattdessen hörte er ein Schmatzen, und er fand den Alten hinter der Hütte vor, wie der seinen Hund Perry fütterte. Nun gut, erst einmal versuchen, Karsch zu erwischen. Kampmann kabelte kurzerhand WASTE, NOSE und REST an. Natürlich gab er sich nicht der Illusion hin, gehört zu werden, aber gut, ein kurzer Bericht tat not, denn es war schon immer gewünscht, zwischendurch ein paar Wörtchen gen Heimat zu transmittieren. Er krabbelte zur Terrasse zurück, holte seine Kommunikationsmaschine hervor und setzte sich ins wiederhergerichtete Ambiente; der Hubschrauber von Bröno hatte ja alles kreuz und quer durcheinander gewirbelt. Er schenkte sich ein Glas Wein nach und sinnierte über den anstrengenden Tag.

Ermüdet vom Angriff Selfmachteger-Spretzens ging Kampmanns Geist ins Dunkel. Und er verpasste Büttner wieder einmal. Foto: Familie Kampmann

Nachdem er den Bericht abgeschickt hatte, versuchte er, sich den Stand der Dinge ins Gedächtnis zu rufen. Über allem stand seine Suche, und er konnte es sich nicht leisten, in die Intrigen der Night&Meer GmbH hineingezogen zu werden. Dr. Halluz Valgaz hatte ihn oft genug davor gewarnt, seine Ziele niemals für diesen obskuren Player im Spiel zu verraten. Und er hatte natürlich die Nase von dem Club der Zeitnazis um Selfmachteger-Spretz voll. Er wollte endlich wieder mit Büttner ins hessische Wudang, um mit röhrenden Hirschen und der Horde des RDS das Menschsein zu feiern. Er wollte an die Wisper. Dort im Tal wollte er wandern und nach und nach den Hügel hinauf durch einen angenehmen Märzregen. Er wurde, derart in seine träumerischen Gedanken vertieft, so dermaßen müde, dass er nicht mehr mitbekam, dass ihn Büttner aus dem metalabor anfunkte. Wie er das geschafft hatte, bleibt allen ein Rätsel. Vielleicht hatte er sich Huckepack auf den Rücken des Geistes von Elvis gepflanzt. Dem waren Zeiten und Räume so schnuppe wie Husserl oder Bergson. Also nix NOSE, nix REST, nix WASTE. Die gute alte mediale Reisegesellschaft von Epiphany Scéancée: Re-Randomized Unlimited, 44 Stanley Road, London, WC18 4DW. Aber deren Bote rauschte am desolaten Kampmann vorbei. Wieder eine verpasste Chance in dessen Leben. Nun gut, das Schicksal kann es nicht immer gut mit einem meinen, und mancher Hund hat seinen Tag, ein echt guter hat zwei, wie der König des Blues zu wissen meinte. [Fortsetzung folgt vielleicht]

Soundtrack: Ulrich Schnauss, Far Away Trains Passing By, City Centre Offices/towerblock 005, 2001