Farben und fressen

Was war das? Warum ging es nicht weiter? Morastiges Empfinden. Zäh. Beweglich und unbeweglich zugleich. Kein Knie, keine Schulter, kein Sprunggelenk, weder Elle noch Speiche, Zeh oder Finger. Jemand musste Kampmann verwandelt haben. Wow, das war abgefahren. Er konnte sich zwar nicht richtig bewegen, dennoch sagten ihm vielfarbige, unterschiedlich große, ineinander fließende Flächen, eruptiv schneidende, verschieden dicke grüne und schwarze Linien, dass er etwas sah, etwas. Letztlich war das gesamte Spektrum in einem 360 Grad sich erstreckenden Gewirr erschreckend beweglich vor seinen, tja,  waren es Augen? Eher, so dachte er, fühlte es sich an wie dicke Seile oder diese Gliedmaßen von Spielzeugfiguren, die es früher einmal gab. Gummimännchen mit Draht in den Gebeinen. Er hatte sie immer geliebt, nun wurden sie ihm zur Erklärungshilfe für seinen Zustand fortwährenden und anwachsenden Befremdens über sich und die Welt. Vor wenigen Augenblicken stand er noch vor einem Gebäude und beobachtete die drei Soldaten, von denen einer sich, er hatte es genau gesehen, bis zum zweiten Glied mit dem Finger in der Nase bohrte. Und jetzt hatte er auf einmal nur noch Appetit. Nein, das war krankhafter Hunger nach allem was grün war. Er sah grün, er wollte es inkorporieren. Er  musste es haben, aufnehmen, verstoffwechseln. Nichts konnte ihn mehr aufhalten. Er würde alles Grün in der Welt tilgen. Und da hatte er schon vergessen, warum er überhaupt unterwegs war. [Fortsetzung folgt vielleicht]

Soundtrack: Animal Collective, «Centipede Hz» Domino, ‎WIGLP274, 2012