Mieses Karma

Jeder weiß, dass die Liebe Gott alles kann. Sonst wäre sie ja nicht die Liebe Gott. Zum Beispiel hat sie uns Quentin Tarrantino geschenkt. Und der wiederum hat uns «Once upon a time in Hollywood» geschenkt. Und in seinem atemraubenden Stück zeigte er uns, nachdem ihm die Liebe Gott das eingeflüstert hatte, wie Sharon Tate nicht nur überlebte, sondern wie die gesamte üble Mischpoke um den erheblich überschätzten Mister Manson zum Teufel gehen musste. Und wie alttestamentarisch lecker die Rache sein kann. Eine Hommage an Alien war sicher der kreischende, komplett überzeichnete und qua Flammenwerfer induzierte Exitus einer der vollkommen hirnlosen Terrorhippies. Was aber niemand wusste: Der ganze Film war ein Voodoo-Zauber! Pikse die Mansons, und im Iran quält sich die komplette Staatsmacht mit Kopfschmerzen ab. So etwas kann natürlich nur die Liebe Gott. Und die war ja blond, kellnerte in einem Burgerrestaurant, trug hellmintfarbenen Breitkord in Karottenform und ein weißes, recht ausgewaschenes japanophiles T-Shirt, und alle in der Bude fielen vor ihr auf die Knie. Wie sollte es auch anders sein. «Oh kommet, ihr Hirten», oder so ähnlich ging das. Doch der Erzähler schweift ab, war er doch anwesend, als die Liebe Gott das gesamte Lokal be- und verzauberte. Und in der Küche ging ganz automatisch per Telekinese der EMILECTROLA* auf Sendung und infiltrierte Tarrantino. Und die Dinge nahmen ihren Lauf. Und ein wenig zeitlich davor kam die Auflösung ans Licht. Da nämlich trat einer aus der Menge der Adoranten und sprach: «Liebe Gott, es ist von unseren Führern ein Gesetz erlassen worden, dass da lautet, derjenige, der über Dich lästere, sei mit dem Tod zu bestrafen, weil derjenige einen Krieg gegen Gott führe.» Das erzürnte die Liebe Gott, die nämlich die Göttin der Liebe und der Gott der Weisheit und die Göttin der Vernunft und das Gottchen des Humors und der Göttinnengottgöttchen aller guten Eigenschaften war. Sehr. Und so sprach der Herrin: «Du Zausel, geh und rasier dich und such dir eine anständige Arbeit. Ausnahmsweise werde ich mal echt mieses Karma verbreiten und ein wenig Gewalt anwenden. Diese Herrschaften da sind eine Beleidigung aller Intelligenzen und müssen auf dem Abfallhaufen der Geschichte entsorgt werden.»

Ab in den Kühlschrank mit den Fundamentalisten. Foto: Familie Kampmann

Und so kam es, dass die Liebe Gott in ihrem Zorn diese Trottel in einen Kühlschrank sperrte, während Tarrantino seinen Streifen drehte und ein Bild von einer Gerechtigkeit in die Welt trug. Und diese wurde dann – auch nicht besser. Schon doof. Der Kühlschrank fand sich dann irgendwo am Rande einer unbedeutenden Gemeinde im Freistaat Bayern, wo er die Umwelt verschmutzte, was den Wertstoffhof auf den Plan rief. Der transportierte das alte Stück ab und führte es der fachgerechten Entsorgung zu, womit die Welt tatsächlich ein wenig besser und gerechter geworden war. Und wären die Zausel nicht gestorben, quälten sie uns noch heute mit ihren absurden Vorstellungen von Religiosität und anderem menschen- wie gottverachtenden Humbug. [Fortsetzung folgt vielleicht]

*EMILECTROLA = Emotional-Mindblowing-Internetbased-Love-Everything-Controller-of-Trust-Revenge-Order-Lust-Assassin

Soundtrack: Bronze (Matthew Bronson) feat. BBRC: Pa$$ the time