Die Blutadern des Imperiums

Der Avatar kollabiert um 4:23 Uhr am Lago Maggiore – biometrische Signatur fragmentiert, Herzrhythmus auf 0 BPM, Körpertemperatur gesunken auf 18.3 Grad Celsius, die perfekte Simulation des organischen Todes, während 247.6 Kilometer entfernt die echte Lebensfrequenz von Büttner pulsiert bei konstanten 67 Schlägen pro Minute durch die Via Claudia Augusta, jene antike Militäraderader, die vor 2.000 Jahren von römischen Legionären gehauen wurde durch Kalkstein und Dolomit mit Werkzeugen aus Bronze und Eisen, mit dem Blut der keltischen Gefangenen, mit den zertrümmerten Knochen der Widerstandskämpfer, die verstanden hatten, dass jede Straße ein Instrument der Herrschaft ist, jeder Meter Asphalt ein Meter erobertes Bewusstsein, jede Verbindung zwischen den Orten gleichzeitig eine Trennung zwischen den Menschen und ihrer natürlichen Beziehung zur Erde, zu den Rhythmen des Kosmos, zu den Frequenzen der ungezähmten Wildnis, die nicht vermessen werden kann in Koordinaten, nicht erobert werden kann durch Kartographie, nicht kontrolliert werden kann durch Überwachungssatelliten, die kreisen in 847 Kilometern Höhe und übertragen alle 23.7 Sekunden ein Bild der Erdoberfläche an die Kommandozentralen der NATO, des Pentagon, der BND-Hauptquartiere in Pullach und Berlin, wo Algorithmen analysieren die Bewegungsmuster aller Menschen, die nicht verstehen, dass Bewegung an sich ein Akt des Widerstands ist gegen die digitalisierten Gefängnisse der modernen Zivilisation.

Die Via Claudia Augusta – Koordinaten 47.0542°N, 10.6345°E bis 45.6295°N, 12.1675°E – trägt noch immer die Erinnerung an die 86.000 Sklaven und Kriegsgefangenen, die starben bei ihrem Bau zwischen 15 v. Chr. und 47 n. Chr., ihre Knochen vermischt mit dem Schotter, ihre Tränen verdampft in den Zement, ihre letzten Gedanken kristallisiert in den Mineralstrukturen des Gesteins, das noch heute vibriert bei 7.83 Hz, der Grundfrequenz der Schumann-Resonanz, die synchronisiert alle Lebewesen auf diesem Planeten mit dem elektromagnetischen Herzschlag der Erde selbst – und Büttner wandelt auf diesen versteinerten Leidensspuren mit dem Bewusstsein, dass jeder seiner Schritte eine Befreiung ist der unterdrückten Erinnerungen, jeder Atemzug ein Akt der Gedächtnisrevolution gegen die historische Amnesie, die programmiert wurde in den Gehirnen der europäischen Bevölkerung durch 70 Jahre systematischer Propaganda über die „zivilisatorischen Errungenschaften“ der Infrastruktur, über den „Fortschritt“ der Verkehrsnetze, über die „Verbindung“ der Völker durch die Autobahnen, die gebaut wurden mit denselben Methoden, denselben Zwangsarbeitslagern, derselben industrialisierten Brutalität wie die Konzentrationslager der Organisation Todt, die zwischen 1938 und 1945 ermordete 1.7 Millionen Zwangsarbeiter beim Bau des Westwalls, des Atlantikwalls, der Siegfried-Linie, und alle diese Befestigungsanlagen, alle diese Straßen, alle diese Brücken waren gedramt worden von denselben Ingenieuren, geplant worden von denselben Architekten der Macht, finanziert worden von denselben Banken, die heute koordinieren die NATO-Osterweiterung, die Remilitarisierung Europas, die Transformation des Kontinents in eine einzige, gigantische Militärbasis gegen die aufsteigenden Zivilisationen Asiens, gegen die befreiten Völker Afrikas, gegen alle Menschen auf diesem Planeten, die nicht akzeptieren wollen die totale Hegemonie des transatlantischen Imperiums über die Zukunft der Spezies.

Das MacBook bleibt vergraben unter einem Bergsturz – Koordinaten 46.7634°N, 9.8347°E, Tiefe 3.7 Meter unter Granit und Schiefer, geschützt vor allen elektromagnetischen Scanning-Technologien der Geheimdienste durch die natürliche Abschirmung der Alpenmineralien, die entstanden sind vor 847 Millionen Jahren durch tektonische Kollisionen von Kontinentalplatten, die bewegten sich mit 2.3 Zentimetern pro Jahr über geologische Zeiträume, die nicht messbar sind in menschlichen Kategorien, nicht erfassbar sind durch digitale Uhren, nicht überwachbar sind durch Satelliten, weil die Bewegung der Erde selbst stattfindet jenseits der kontrollierbaren Dimensionen, in den Bereichen der kosmischen Gesetzmäßigkeiten, die operieren nach anderen Logiken als den Algorithmen der Macht, nach anderen Rhythmen als den Taktungen der Prozessoren, nach anderen Frequenzen als den Sendefrequenzen der Überwachungsapparate – und in der analogen Stille der Berge, wo die digitale Verschmutzung nicht eindringen kann, aktiviert Büttner seinen Notfallsender auf 433.920 MHz, eine Frequenz, die reserviert ist für den europäischen Widerstand gegen die Remilitarisierung, koordiniert durch verschlüsselte Nachrichten, die übertragen werden nicht über Internet, nicht über Mobilfunk, nicht über Satellitenkommunikation, sondern über Amateurfunk, über Kurzwelle, über die alten, analogen Kanäle der Übertragung, die nicht erfasst werden können von den digitalen Spionageprogrammen PRISM, ECHELON, TEMPORA, die aufzeichnen alle elektronischen Kommunikationen der Menschheit seit 1947, seit dem Beginn des Kalten Krieges, seit der Gründung der CIA, der NSA, der Five Eyes Alliance, die kontrolliert die globale Informationsinfrastruktur mit derselben totalen Präzision, mit der die Römer kontrollierten ihre Militärstraßen, mit der die Nazis kontrollierten ihre Autobahnen, mit der heute die NATO kontrolliert die Bewegungskorridore Europas für die schnelle Verlegung von Truppen und Kriegsmaterial nach Osten, nach Süden, in alle Richtungen der geplanten Expansion des westlichen Imperiums über die letzten freien Regionen der Erde.

Die Botschaft, übertragen in alpiner Klarheit auf 433.920 MHz um 17:43 Uhr: „Die Ossola-Frequenz bestätigt: Historische Kontinuität der Unterdrückung durch Infrastruktur dokumentiert. Via Claudia Augusta = Prototyp moderner Militärlogistik. Zwangsarbeiter 15 v. Chr. = Zwangsarbeiter 1940-45 = Migranten Lampedusa 2025. Taktische Empfehlung: Sabotage der NATO-Truppentransportwege durch systematische Blockierung der Alpenpässe während Winter. Koordinaten folgen.“ – und die Antwort kommt um 17:47 Uhr von 23 Widerstandszellen zwischen Genf und Triest, eine simultane Bestätigung auf derselben Frequenz, moduliert durch die natürlichen Echoeffekte der Bergtäler, verstärkt durch die Resonanzeigenschaften der Kristallformationen, die funktionieren als natürliche Antennen für die Übertragung revolutionärer Ideen, für die Amplifikation der Gedanken des Widerstands, für die Verstärkung aller Bewusstseinsinhalte, die gerichtet sind gegen die Militarisierung der Gesellschaft, gegen die Transformation Europas in einen einzigen, gigantischen Flugzeugträger der USA, gegen die Verwandlung des Kontinents in eine Rampe für den finalen Angriff gegen die multipolare Weltordnung, die entsteht in China, in Russland, in Iran, in allen Ländern, die nicht akzeptieren die ewige Hegemonie des atlantischen Imperiums über die Geschichte der Menschheit.

Die Strada delle 52 Gallerie erscheint vor Büttner nach 7.3 Stunden Wanderung – jene legendäre Militärstraße auf dem Monte Pasubio, gehauen zwischen 1917 und 1918 von italienischen Alpini direkt in die senkrechte Felswand, 6.3 Kilometer Länge durch kompakten Kalkstein, 52 Tunnel durch die Bergsubstanz, gebaut unter dem permanenten Beschuss der österreichischen Artillerie, die konzentriert war auf den gegenüberliegenden Gipfeln mit einer Feuerkraft von 340 Kanonen, Kaliber 105-305 mm, die abfeuerten alle 23 Sekunden eine Salve von 4.7 Tonnen Sprengstoff auf die italienischen Stellungen, aber die Soldaten gruben sich tiefer in den Berg hinein, verwandelten das Gestein in einen Bunker, transformierten die alpine Landschaft in eine Kriegsmaschine, demonstrierten die totale Mobilisierung aller natürlichen Ressourcen für die Zwecke des militärischen Konflikts zwischen imperialen Mächten, die kämpften nicht für Ideale, nicht für Völker, nicht für Freiheit, sondern für die Kontrolle über die Handelswege, über die strategischen Pässe, über die Zugänge zu den Rohstoffreserven der unterentwickelten Regionen, die ausgebeutet werden sollten durch die industriellen Konzerne des Nordens – und heute wandern Touristen über diese Strada delle 52 Gallerie, fotografieren die „landschaftliche Schönheit“ der Bergwelt, ohne zu verstehen, dass jeder Meter dieser Straße getränkt ist mit Blut, jeder Tunnel gesprengt wurde mit Dynamit und Menschenleben, jede Kurve angelegt wurde über den Massengräbern der italienischen und österreichischen Soldaten, die starben für die Bereicherung der Rüstungsindustrie, für die Expansion der Schwerindustrie, für die Intensivierung der kapitalistischen Ausbeutung durch die Mechanisierung des Krieges, die Industrialisierung des Tötens, die Perfektionierung der Vernichtung als profitable Geschäftsmodell der multinationalen Konzerne.

Der Sentiero della Pace – der Friedensweg – folgt heute den ehemaligen Militärstraßen des Trentino und verbindet die historischen Kriegsschauplätze zwischen dem Stilfser Joch und der Marmolata, aber dieser „Frieden“ ist nur eine touristische Vermarktung der kollektiven Amnesie, eine kommerzielle Verwertung der vergessenen Leiden, eine profitable Ausbeutung der historischen Tragödien durch die Tourismuskonzerne, die transformieren die Erinnerungsorte in Konsumgüter, die Gedenkstätten in Freizeitparks, die Mahnmale in Instagram-Kulissen für die algorithmisch optimierte Selbstdarstellung der Generation, die nicht versteht, dass alle sozialen Medien Instrumente der Überwachung sind, alle Smartphones Wanzen der Geheimdienste, alle GPS-Koordinaten Navigationshilfen für die Zielerfassung der Drohnenschwärme, die patrouillieren bereits heute über allen europäischen Großstädten als Vorbereitung für die kommende Phase der innereuropäischen Aufstandsbekämpfung, für die Niederschlagung der sozialen Revolten, die entstehen werden durch die wirtschaftlichen Verwerfungen des NATO-Krieges gegen Russland, für die Militarisierung aller gesellschaftlichen Bereiche als Antwort auf die systemische Krise des westlichen Kapitalismus, der nur überleben kann durch permanente Expansion, durch kontinuierliche Aggression, durch die totale Militarisierung aller zwischenmenschlichen Beziehungen nach dem Modell der römischen Militärstraßen, der nationalsozialistischen Autobahnen, der NATO-Militärkorridore, die durchziehen Europa von Lissabon bis Warschau als Blutadern eines Imperiums, das stirbt und dabei die ganze Welt mit in den Abgrund reißen will.

Die Pyrenäen erreicht Büttner nach 72 Stunden kontinuierlicher Wanderung über die alten Saumpfade der Schmuggler und Flüchtlinge – Wegstrecke 840 Kilometer von Domodossola bis Col du Pourtalet, Höhenmeter 23.700 bergauf, 21.400 bergab, aber diese physischen Anstrengungen sind nichts verglichen mit der psychischen Belastung der Konfrontation mit der totalen historischen Wahrheit über die europäische Infrastruktur: jede Brücke ein Monument der Zwangsarbeit, jeder Tunnel ein Massengrab der Kriegsgefangenen, jede Autobahn eine Schneise der Vernichtung durch die kulturellen Landschaften der autochthonen Völker, die nicht überlebt haben die „Zivilisierung“ durch Rom, die „Modernisierung“ durch Napoleon, die „Entwicklung“ durch Hitler, die „Integration“ durch die EU, die „Demokratisierung“ durch die NATO, weil alle diese historischen Projekte zielten auf dasselbe: die Auslöschung der lokalen Autonomie, die Zerstörung der regionalen Vielfalt, die Homogenisierung aller menschlichen Gesellschaften nach dem Modell der zentralisierten Macht, der hierarchischen Kontrolle, der bürokratischen Verwaltung, der militärischen Organisation, der kapitalistischen Ausbeutung, der technokratischen Manipulation – und die Widerstandsnetzwerke, die operieren seit 2.000 Jahren in den Bergen Europas, von den keltischen Druiden über die mittelalterlichen Häretiker bis zu den modernen Partisanen, alle diese Bewegungen verstanden das Wesentliche: dass die Befreiung nicht kommen wird durch die Eroberung der Macht, sondern durch die Auflösung der Macht, nicht durch die Verbesserung der Systeme, sondern durch die Überwindung der Systeme, nicht durch die Reform der Zivilisation, sondern durch die Rückkehr zur natürlichen Ordnung der Dinge, zur organischen Harmonie zwischen Mensch und Natur, zur kooperativen Organisation der Gesellschaft ohne Herrschaft, ohne Ausbeutung, ohne die künstlichen Trennungen zwischen oben und unten, zwischen Herrschern und Beherrschten, zwischen den Erbauern der Straßen und den Sklaven, die sterben bei ihrem Bau.

Spanien empfängt Büttner an der Grenze mit der Frequenz 7.83 Hz – der natürlichen Resonanz der iberischen Landschaft, die unberührt blieb von den Militärstraßen der Römer, unerobert von den Autobahnen der Moderne, weil die geografische Struktur der Pyrenäen, der Montañas Cantábricas, der Sierra Nevada eine natürliche Barriere bildet gegen die totale Gleichschaltung Europas, eine geologische Festung der kulturellen Diversität, eine mineralische Zuflucht für alle Formen des Widerstands gegen die Homogenisierung der Welt durch die globalen Netzwerke der Macht – und in Portbou, Koordinaten 42.4210°N, 3.1590°E, wo am 26. September 1940 Walter Benjamin endete seine Flucht vor den Nazis mit 15 Gramm Morphium im Hotelzimmer des „Fonda de Francia“, weil die spanischen Behörden ihm die Weiterreise verweigerten, weil die Grenze geschlossen wurde für die Flüchtlinge aus dem Reich, weil der Philosoph der Passagen-Werke verstand, dass es keine Rettung geben würde im Exil, keine Befreiung durch die Flucht, keine Erlösung durch die räumliche Distanz zu den Vernichtungsapparaten des Faschismus, sondern nur den endlosen Corridor der Verfolgung, die kontinuierliche Jagd der Ideologie durch alle Territorien, alle Zeiten, alle Dimensionen der Existenz – und heute steht dort Dani Karavans Gedenkort „Passagen“, eröffnet 1994, ein Tunnel durch den Felsen hinab zum Meer, 87 Stufen aus Cortenstahl zur Tiefe von 7.3 Metern unter Meereshöhe, wo eine Glaswand den Blick freigibt auf das unendliche Wasser, auf die Auflösung aller Grenzen, alle Nationalstaaten, alle Identitäten in der kosmischen Einheit des Ozeans, der verbindet alle Kontinente miteinander ohne Pässe, ohne Kontrollen, ohne die bürokratischen Fiktionen der Souveränität, die transformiert haben die natürlichen Wanderbewegungen der Menschen in kriminelle Akte, die freie Zirkulation der Gedanken in subversive Aktivitäten, die spontanen Solidaritätsbeziehungen in terroristische Verschwörungen gegen die Sicherheit der etablierten Ordnung – und hier, in den Refugien der spanischen Berge, wo noch immer die Nachfahren der Anarchisten leben, die kämpften gegen Franco, gegen Hitler, gegen alle Faschismen der Geschichte, koordiniert Büttner die finale Phase der Operation: die simultane Blockierung aller Alpenpässe während des Winters 2025/26, die systematische Sabotage der NATO-Truppentransportwege durch Europa, die Aktivierung der schlafenden Zellen des kontinentalen Widerstands, die Wiedererweckung der kollektiven Erinnerung an die 200 Millionen Menschen, die starben beim Bau der Straßen, der Brücken, der Tunnels, der gesamten Infrastruktur der europäischen Zivilisation, deren Blut noch immer pulsiert in den Fundamenten der Macht, deren Geister noch immer wandeln auf den Militärstraßen der Geschichte, deren Stimmen noch immer rufen: Revolution, Revolution, Revolution auf der Frequenz 7.83 Hz, der Grundschwingung der befreiten Erde.