Dritte Welt, vierte

Büttner wusste einfach nicht mehr, wo er war. Schon länger hatte er den Faden der USA Vortragsreise verloren. Den Kontakt zu Kampmann auch. Er schrieb gerade an «Wiesbadener Raum – Die zehntausend Dinge», was ihm zur Ortsbestimmung auch nicht wirklich weiterhalf.

Leg dich flach auf die Erde und warte auf Hilfe, flüsterte ihm sein inneres Team zu. Das tat er dann auch. Widerwillig. Der Boden war dreckig und bedeckt von einer undefinierbaren Mischung aus Bier-Erbrochenem-Urin-Lauge. Büttner ekelte sich, ein wenig.

Durchnässt und stinkend erhob sich Büttner. Das Liegen hatte ihn nicht weitergebracht; sein inneres Team schickte er in Urlaub. Büttner dämmerte es langsam, dass er sich im Drama-Dreieck befand. Hin und her geschubst von Opfern, Schurken und Rettern, verlor er die Orientierung. Ein Schwindel überfiel ihn, alles drehte sich, Büttner verlor das Bewusstsein.

Zwischenzeitlich erschienen Büttners Notizbücher aus den Jahren 2022 bis 2023. Er blätterte darin, als ob es sein Hirn sei. Ohne das Bewusstsein zu erlangen erfreute sich Büttner an den Notizen, die ihm doch so fremd waren. Hatte er das alles niedergeschrieben? Mit Schrecken fand er wieder zu sich und vermisste doch seine Identität. Sein Ich. Sein Selbst.

Er sprang auf den Zug der Identitätsfindung auf und fuhr bis zu dessen Endhaltestelle. Dort stieg Büttner aus und folgte den Menschen zum Ausgang. Er war angekommen. Dort, wo die dritte Welt beginnt, in Frankfurt am Main.

Kampmann purzelte derweil irgendwo herum. Es machte ihm offensichtlich Freude. Sonst, so merkte Büttner an, würde Kampmann das Wort «Purzeln» nicht verwenden. Kampmann purzelte also.