Pit Toilets

Verwirrung allerorten

Mit Foucault und Coupland spazierte Büttner ein ums andere Mal um das Mono Basin. Sie erzählten sich Geschichten, ordneten diese in den Kanon des Strukturalismus ein und kamen alsbald zu der Überzeugung, dass der Poststrukturalismus geboren sei. Foucault klatschte vor Freude in die Hände.

Selbst in Los Angeles war die Anwesenheit von Büttner am Mono Lake spürbar.

Coupland sorgte sich derweil um sein zu schreibendes Buch, dem er den Titel Generation X geben wollte. In einer beiläufigen Bemerkung hatte Büttner den Titel als schon gegeben bezeichnet. Und zwar, so Büttner, seit den 1950er Jahren. Es mache, dozierte Büttner weiter, daher keinen Sinn, einem noch nicht geschriebenen Buch den abgehalfterten Titel Generation X zu geben. Coupland zog sich in eine der Pit Toilets zurück und schmollte.

Keiner wusste, dass Coupland einst in der linken Pit Toilet seinen Klassiker Generation X niedergeschrieben hatte.

«Ach lass ihn», sagte Foucault, der ebenfalls in einer der Pit Toilets verschwand. Büttner gesellte sich zu Reuss, der sich anschickte, die Toiletten zu fotografieren. Das sei doch der Hammer, sagte Reuss, ein Bild mit Coupland und Foucault! Von den Toiletten verdeckt, sah man Bohl, wie er Touristen um Miller Bier anschnorrte, um auf diesen Weg endlich das 48er Pack zusammenzubekommen.

Es war heiß. Wie fast an jedem Tag im Südwesten der USA. Zwar hatten sie ursprünglich geplant, früher zu reisen, hatten aber den Flieger verpasst.

Büttner rann der Schweiß von der Stirn. Er fächelte sich Luft zu, was ihm aber kaum Linderung verschaffte. Verzweifelt suchte auch er Schutz in einer der freien Toiletten. Neben ihm saß Coupland, auf der anderen Seite, ganz außen Foucault und direkt neben ihm Hemingway. Welch illustre Gesellschaft!

In der Toilette schloss Büttner den Riegel und löste damit den WASTE-Transmitter aus, der ihn augenblicklich in der Toskana ausspuckte. Palaia. Er war auf einmal in Palaia. Wo war nochmal Kampmann? Egal.

Büttner trat aus dem WASTE-Transmitter und stieß unvermittelt auf Carlo.

– Büttner, alter Durcheinanderkopf, was machst Du denn hier?

Carlo war sichtlich begeistert, klopfte Büttner auf die Schulter und zeigte ihm den Pool, den er seit seiner letzten Anwesenheit gebaut hatte. Mit eigenen Händen, schwor Carlo. Abends fuhren sie mit seinem Jimmy schlammige Wege zu einer Osteria, die ein Tourist nie gefunden hätte. Maria, die Wirtin, tischte fett auf. Wein floss in Strömen und als beide satt waren und trunken, fuhr sie Jimmy wie fast von selbst zurück zur Transmitterstation.

Büttner nahm Abschied, schloß die Tür, dachte noch kurz an Kampmann, und betätigte erneut den Riegel.

Zwischenzeitlich hatte Bohl die Schnauze gestrichen voll. Die Touristen waren nicht bereit ihre Miller-Biere abzugeben. Allenfalls leere Dosen warfen sie auf ihn. Reuss hatte die Bilder im Kasten.

– Da bist du ja endlich.

Gemeinsam suchten sie einen Platz für das Nachtlager.

Büttner ließ die Ereignisse des Tages Revue passieren und schrieb bis spät in die Nacht an seinem Vortrag Das Konzept Generation X seit Anbeginn der Zeit – Eine Zeitreise mit der Radical Dude Society.

Soundtrack: Beck, Loser, Mellow Gold, DGC Bong Load, 1994