Auf dem Weg zum metalabor

Ich biege in die Wisper ab, auf dem Weg zum metalabor. Tief unten angelangt, beginnt sich der Himmel zu verdunkeln. Der Regen wird stärker, auch der Wind, der die Blätter, bunt gefärbt, von den Bäumen weht. Die nasse Straße zu befahren, wird zur Rutschpartie. Kurz vor Geroldstein wird die Sicht immer trüber. Die Scheinwerfer leuchten, die Wischer schaufeln das Nass im schnellsten Takt von der Windschutzscheibe.

Unweit hinter Geroldstein findet die Fahrt ihr abruptes Ende. Ein Baum, ermattet, alt und blattlos, liegt quer zum Straßenverlauf und macht ein Weiterfahren unmöglich. Ich schalte die Warnblinkanlage an, auch wenn ich mutterseelenallein im Nichts bin. Ich steige aus und werfe mir die Wachstuchjacke um. Der Regen klatscht mir ins Gesicht, und ich schaue mir den Baum an und schaue, ob ich irgendwie an ihm vorbeikomme und zerre an den Ästen, von denen einige lose sind und ich sie zur Seite schaffen kann. Doch das reicht nicht aus, um die Fahrt fortzusetzen, und ich packe die Motorsäge aus, werfe den Motor an und die Kette rasselt brav und ich zersäge den Baum in handliche Stücke, die ich dann in die Böschung werfe, wo sie hinunter zum anschwellenden Bach kullern. Der Regen wird noch ein wenig stärker, so als ob er mir die Arbeit an der Filetierung des Baumes strafen wollte.

Adrenalingestärkt eile ich mit der knatternden Motorsäge zum nahen Wirtshaus, einem dunklen Gebäude, in dem Licht brennt und Gäste schemenhaft zu erkennen sind, und ich betrete den Vorraum und sehe eine Bedienung und frage, wen man denn Benachrichtigen muss, ob des Baumes und womöglich weiterer Bäume, die es nicht mehr packen, dem Sturm standzuhalten.

Der Wirt greift meine Frage auf und fragt, wo denn der Baum liege und meint, er schaue sich das an und dass ich ruhig meinen Weg fortsetzen könne, ich sei ja nicht von hier. Wir, und damit meint er explizit nicht mich, regeln das unter uns.

Und plötzlich bemerke ich, dass die Szenerie verwirrend, bizarr und irritierend wirkt, ich, mit der knatternden Motorsäge, die wollüstig, ja schon fröhlich, auf Arbeit wartet.

Ich gehe zurück zum Wagen, stelle die Motorsäge ab, verstaue sie, ziehe die triefnasse Jacke aus und setze meine Fahrt fort.

Nur kurze Zeit später befinde ich mich auf dem Taunusrücken in den Wudang-Bergen. Die Wolkendecke ist aufgerissen, die Sonne blinzelt durch. Der Regen hat aufgehört. Die Stimmung ist unwirklich friedlich.