Panne

Mitten im Nichts

Lange Zeit gingen die drei Freunde davon aus, dass die Panne mitten im Nichts gottgewollt oder einfach Schicksal war. Dem war aber nicht so. Nichts geschah einfach so. Alles hatte eine Bedeutung. Und wenn es einfach Nichts bedeuedete. So war es doch bedeutend.

Die RDS hatte Wim gebeten, einmal sein eigenes Lieblings-Photobuch zu machen. Er könne, so die RDS, ruhig bei FfK hospitieren oder sie von ihm lernen. Sie schickte Wim in die Wüste mit den Worten, dort wirst Du sie treffen. Sie haben eine Panne.

Mitten im Nichts. Im Hintegrund naht Wim. Er war von der RDS geschickt worden.

Bohl und Büttner standen vor dem Wagen, während Reuss sich an der Camera Obscura zu schaffen machte.

Am Horizont nahte Wim in seinem Auto. Hielt an und fragte, wer Büttner sei.

Bohl deutete wortlos auf Büttner. Der gab sich Wim zu erkennen. Man grüßte sich, hielt Smaltalk. Dann kam Wim zum Grund seiner Suche nach Büttner: Er suche verzweifelt nach guten Bildern, ob er ihm nicht helfen können. Er wolle die Bilder in einem Photobuch mit Texten kombinieren, die alle mit Einmal beginnen sollten. Wim meinte noch, es werde sein Lieblingsbuch sein.
Büttner übergab ihm die bisherigen Camera Obscura Aufnahmen der Reise und alle induzierten Bilder, in denen die noch nicht aufgenommen Aufnahmen enthalten waren.

– Mach was draus, sagte Büttner.

Wim bedankte sich, grüßte in die Runde und fuhr seines Weges.

Viele Jahre später erwarb Büttner das Buch Einmal von Wim. Neugierig klappte er das Buch auf, blätterte darin herum und stellte fest, dass Wim nicht eines der Bilder von der Reise in sein Buch aufgenommen hatte. Dafür viele andere.

Dieser Fuchs, dachte Büttner, wandte sich wieder dem Pannenfahrzeug zu. Reuss hatte sich hinters Lenkrad geklemmt, drehte den Zündschlüssel. Und als wäre nichts gewesen, hier im Nichts, sprang der Motor an und schnurrte wie eine friedlich schlafende schwarze Katze mit weisem Fleck oberhalb der Nase, fast zwischen den Augen, auf dem wärmenden Sims eines Kachelofen.
Büttner klappte die Motorhaube zu, setzte sich in den Fond des Wagens. Bohl drückte die Kippe aus, die er zwischenzeitlich entzündet hatte, setzte sich auf den Beifahrersitz und deutet Reuss mit einer minimalen Geste an, wohin die Fahrt jetzt führen sollte: Geradeaus!

Soundtrack: Arthur „Big Boy“ Crudup, That’s all right Mama, Sony BMG, 1961

Nachtrag

Büttner fasste die Begegnung mit Wim mitten im Nichts in dem Vortrag Die Kunst mitten im Nichts einen Wagen zu reparieren zusammen. Pirisg nahm den Titel auf und schrieb sein Buch Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten. Sergio wiederum griff das Wörtchen Einmal auf und machte daraus den Film Es war einmal in Amerika. Büttner, so Sergio, sei ihm eine Inspiration gewesen. Seine Biografie habe er in Noodles nachgezeichnet. Büttner fand sich in Noodles nicht wieder. Aber er lies Sergio gewähren, denn er mochte dessen ersten Film der Triologie, Spiel mir das Lied vom Tod.

Was Bohl und Reuss nicht wussten war die Tatsache, dass Wim im Kofferraum seines Wagens ein 48er Pack Miller Bier hatte. Und selbst wenn sie es gewusst haben würden, Wim war nicht bereit das Pack herauszugeben oder mitzuteilen, wo er es erworben haben könnte.

Reuss erinnerte sich gerne an dieses Erlebnis in der Wüste, hatte er doch zeitlebens mit Katzen zusammengewohnt.