Locals und Ortskräfte

Kalifornien

Von Anfang an war klar, dass FfK nicht nur der Landschaft wegen durch die USA reisten. Die Vereinigten Staaten von Amerikkka wurden schließlich von Menschen bewohnt, die FfK kennenlernen und portraitieren wollten.

Wo immer sich eine Gelegenheit ergab, sprachen die Dudes Einheimische an und portraitierten diese mit Begeisterung.

Büttner fotografiert einen amerikanischen Sheriff, kann sich aber später nicht daran erinnern. Schlimmer noch, er denkt, er habe die Aufnahme zu einer anderen Zeit mit einer anderen Kamera an einem anderen Ort gemacht.

Auf ihren Streifzügen durch die Strassen San Franciscos, Los Angeles, Santa Barbara und vielen anderen Städten, fotografierten sie Bürger wie Du und ich und Ortskräfte. Einer, Joe Baca, der Sohn von Lee Baca, lies sich äusserst bereitwillig von Büttner portraitieren. Ob Joe Baca wirklich der Sohn von Lee Baca war, oder sich nur für dessen Sohn ausgab, oder die ganze Geschichte auf einen Übersetzungsfehler beruhte oder Joe gar kein Polizist war, als den er sich ausgab, war nicht abschließend zu klären.

Durch Joe neugierig geworden, recherchierten FfK in WASTE und erfuhren, dass Lee Baca, der Sheriff von L.A. County, viele Jahre später zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt werden würde, weil er, wie viele andere seiner Zunft, die Ausübung von Gewalt bewußt und exzessiv betrieb. Der Journalist Ruben Salazar zum Beispiel wurde bei einer Anti-Vietnamkrieg-Demonstration von einer Gasgranate direkt am Kopf getroffen und tödlich verletzt. Einer von zahlreichen Toten und Verletzten, nicht nur in L.A.

Auf ihrer Reise drohte den Dreien keinerlei Unbill. Sie meldeten sich regelmäßig bei Kampmann via NOSE oder WASTE. Wir verraten nicht zu viel, wenn wir mitteilen, dass FfK gesund und munter nach Europa zurückkehrten. Leider sind die vielen Kabel, Kurznachrichten (viele begannen mit „Hey Kampi, whats up?“ was faktisch der Grundstein der Messenger-App „WhatsApp“ darstellte) und Morsenachrichten nicht erhalten geblieben. Einige, so entschuldigte sich Kampmann, seien in Eurasien verloren gegangen. Andere, als er versuchte Bremen zu erreichen.

Wenn Büttner nicht gerade Menschen portraitierte, oder die Gefährten anhielt, Menschen zu portraitieren, arbeitete er weiter an seinem nächsten Vortrag. In diesem führte er in die Arbeit Menschen des 20. Jahrhunderts von August Sander ein und modernisierte zugleich dessen Werk. Den Vortrag hielt er vor 1000 begeisterten Punks im The Masque in Los Angeles. Begleitet wurde der Vortrag von einer Ausstellung, die sich dem fehlenden Kapitel in Sanders Werk widmete: Gruppe VII – Die letzten Menschen, 46: Punks, Autonome und Dropouts. Das August Sander Project weigerte sich, diese wichtige Ergänzung in das Gesamtwerk aufzunehmen.

Bohl suchte Büttner nachzueifern und sprach Menschen auf Balkonen an und bat diese um ein Portrait. Oft kam man seiner Bitte nach, nicht ohne auf ihn und FfK den Hund zu hetzen. Amerika war nicht immer so freundlich, wie es sich gab

Freundlich schaute der Hund nach Bohl.

Soundtrack: The Sonics, Walkin‘ the Dog, Here are the Sonics, Audio Recording, 1965