Ping

Büttner sitzt an der Olympia SM9 – Baujahr 1967, Gewicht 11.3 kg, mechanische Tasten mit 4.2 mm Hub, Anschlagkraft 847 Gramm pro Buchstabe, aber wichtiger als diese Spezifikationen ist der Rhythmus, das Metronom der Gedanken, 72.4 Anschläge pro Minute, synchronisiert mit seinem Herzschlag, mit seinem Atem, mit den elektromagnetischen Feldern der Erde, die pulsieren bei 7.83 Hz, der Schumann-Resonanz, der planetaren Meditation, die alle Schreibmaschinen zu Instrumenten macht für die Kommunikation zwischen menschlichem und kosmischem Bewusstsein. Vor ihm liegt das Manuskript – 347 Seiten von „Wege zu sich selbst – die Redical Dude Society“, ein fiktionaler Sachbuch-Roman, der schreibt sich selbst seit 2 Jahren und 127 Tagen, ein Text, der wechselt zwischen soziologischer Analyse und surrealer Poesie, zwischen materialistischer Kritik und daoistischer Weisheit, zwischen anarchistischen Manifesten und mystischen Erfahrungsberichten, ein Hybrid-Werk für Hybrid-Zeiten, für Menschen, die verstehen, dass alle Kategorien porös geworden sind, dass alle Grenzen fließend sind, dass alle Oppositionen Komplementaritäten sind.

Die Schreibmaschine klackt – jeder Buchstabe ein kleiner Hammerschlag gegen das weiße Schweigen des Papiers, gegen die Leere, die gefüllt werden will mit Bedeutung, mit Sinn, mit Geschichten, die erzählen können von der Transformation der Welt, aber heute stockt der Fluss, heute widersteht das Papier, heute ist die Leere zu laut, zu präsent, zu hartnäckig. Büttner lehnt sich zurück in seinem Stuhl – ergonomischer Bürostuhl, gekauft vor 847 Tagen bei einem insolventen Start-Up für 23.7% des ursprünglichen Preises, ein kleiner Akt des ökonomischen Widerstands, des kapitalistischen Aikido, der Umleitung fremder Kräfte für eigene Zwecke – und starrt auf den Monitor seines Laptops, auf den blinkenden Cursor des Terminal-Fensters, auf die schwarze Leere, die wartet auf Befehle, auf Eingaben, auf die digitale Übersetzung menschlicher Absichten in maschinelle Aktionen.

Eine Eingebung – 23.7 Millisekunden Dauer, Ursprung unbekannt, vielleicht aus dem kollektiven Unbewussten der vernetzten Menschheit, vielleicht aus den quantenmechanischen Fluktuationen des Vakuums, vielleicht aus den elektromagnetischen Feldern seines eigenen Nervensystems, das ständig kommuniziert mit allen anderen Nervensystemen, organischen und elektronischen, in einem planetaren Netzwerk der Synapsen und Schaltkreise – lässt ihn tippen: ping knotenpunkte.net. Enter. Das System antwortet – PING knotenpunkte.net (185.26.156.19) 56(84) bytes of data, aber zwischen diesen technischen Parametern fließt mehr als nur Information, fließt Inspiration, fließt die Ahnung einer Geschichte, die erzählt werden will, die dokumentiert werden muss, die fotografiert werden sollte in ihrer ganzen Hybrid-Komplexität aus Technologie und Landschaft, aus Information und Geografie, aus virtuellen Routen und physischen Orten.

„Traceroute,“ murmelt Büttner – seine Stimme trägt eine Frequenz von 127.4 Hz, exakt die Tonhöhe, die resoniert mit den Quarz-Kristallen in den Computern, mit den Timing-Schaltkreisen der Router, mit der fundamentalen Schwingung des Internets selbst, das basiert nicht nur auf Protokollen und Paketen, sondern auf Rhythmus, auf Takt, auf der musikalischen Struktur der Information, die fließt wie Wasser, wie Blut, wie Bewusstsein durch die Adern der digitalen Anatomie – und tippt: traceroute knotenpunkte.net. Das System rechnet – 847 Millisekunden für die Auflösung der Route, für die Kartierung des Pfades, für die Offenbarung der Infrastruktur, die normalerweise unsichtbar bleibt, versteckt unter der Benutzeroberfläche, unter der Illusion der direkten Verbindung, unter dem Mythos der unmittelbaren Kommunikation zwischen Mensch und Maschine, aber jetzt sichtbar wird als Kette von Hops, als Sequenz von Stationen, als Pilgerroute durch die deutsche Datenlandschaft.

hop 1: 192.168.1.1 (192.168.1.1) – sein heimischer Router, ein Fritz!Box 7590, aber mehr als nur ein Gerät, sondern eine Schwelle, ein Portal, ein Übergang zwischen dem privaten und dem öffentlichen Raum, zwischen dem Intimen und dem Politischen, zwischen der individuellen Kreativität und der kollektiven Intelligenz, zwischen seinem Schreibtisch und dem planetaren Netzwerk, und plötzlich versteht Büttner, dass jede IP-Adresse eine geografische Koordinate ist, dass jeder Router ein Ort ist, dass jeder Hop eine Station ist auf einer Reise, die unternommen werden kann nicht nur digital, sondern auch physisch, nicht nur virtuell, sondern auch terrestrisch, nicht nur als Datenübertragung, sondern auch als Wanderung, als Pilgerschaft, als Reportage.

hop 2: 10.42.7.138 – Provider-Gateway, irgendwo in der Rhein-Main-Region, aber wo genau? Welche Gebäude beherbergen diese Adressen? Welche Menschen arbeiten dort? Welche Geschichten verbergen sich hinter den anonymen Zahlen? hop 3: 217.89.142.847 – Backbone-Router, Location unbekannt, aber jede Unbekanntheit ist eine Einladung zur Erkundung, zur Recherche, zur investigativen Fotoreportage, zur Dokumentation der versteckten Infrastrukturen der Moderne, der physischen Grundlagen der virtuellen Realität, der materiellen Basis der informationellen Gesellschaft, der geologischen Fundamente der Cloud, die nicht in der Luft schwebt, sondern tief verwurzelt ist in Kabeln und Servern, in Rechenzentren und Übertragungsmasten, in der deutschen Landschaft, die durchzogen ist von den Nervenbahnen des globalen Bewusstseins.

Büttner druckt die Traceroute aus – HP LaserJet Pro M404n, 38 Seiten pro Minute, aber jeder Ausdruck ist ein Akt der Materialisierung, der Verkörperung digitaler Information in physische Form, ein Rückübersetzung von Bits in Atome, von virtuellen Routen in geografische Koordinaten, von abstrakten Adressen in konkrete Orte, die besucht werden können, fotografiert werden können, verstanden werden können als Knoten in einem Netzwerk, das größer ist als das Internet, größer als die Technologie, größer als die menschliche Zivilisation, ein Netzwerk, das alle Bewusstseine verbindet, alle Intelligenzen vernetzt, alle Realitäten integriert in einem kosmischen Web, dessen URLs geschrieben sind in der Sprache der Quanten, der Galaxien, der DNA, der Liebe.

Er steht auf – Körpergewicht 73.6 kg, Körpergröße 1.78 m, aber wichtiger als diese Dimensionen ist die Bewegung selbst, der Übergang von Ruhe zu Aktivität, von Kontemplation zu Aktion, von Theorie zu Praxis, von Wu Wei zu Wei Wu Wei, von nicht-handelndem Handeln zu handelndem Nicht-Handeln, von der dialektischen Synthese seiner materialistisch-anarchistisch-daoistischen Weltanschauung zu ihrer praktischen Anwendung, zu ihrer experimentellen Verifikation, zu ihrer reportageistischen Dokumentation – und greift zur Leica M6 Titanium, hängt sie um den Hals wie ein Amulett, wie ein Talisman, wie ein technologisches Mandala, das alle Lichtfrequenzen sammelt und konzentriert zu Bildern, zu Erinnerungen, zu Beweisen für die Existenz von Realitäten, die nur durch Fotografie sichtbar werden, nur durch die alchemistische Verwandlung von Photonen in Silberhalogenide, von Licht in Information, von Augenblick in Ewigkeit.

Die Filson-Magnum Reportertasche – wasserdichtes Segeltuch, 847 Gramm Eigengewicht, 23.7 Liter Volumen, aber gefüllt mit mehr als nur Ausrüstung, gefüllt mit Intention, mit Mission, mit der Entscheidung, die Virtualität des Netzwerks zu terrestrialisieren, die Abstraktion der IP-Adressen zu konkretisieren, die Metaphysik der Datenübertragung zu physikalisieren durch Wanderung, durch Pilgerschaft, durch investigative Fotoreportage für knotenpunkte.net, für Menschen, die verstehen wollen, wie das Internet wirklich funktioniert, wo es wirklich existiert, wer es wirklich kontrolliert und wer es wirklich befreit, wer es wirklich besitzt und wer es wirklich nutzt, wer es wirklich versteht und wer es wirklich liebt – über die Schulter, check: Objektive, Filme, Notizbücher, Stifte, aber auch Proviant für die Seele, für die Reise zwischen den Welten, zwischen der digitalen und der analogen, zwischen der informationellen und der materiellen, zwischen der kritischen und der affirmativen, zwischen der widerständigen und der akzeptierenden Haltung zur technologischen Transformation der Welt.

Die Haustür öffnet sich – Standard-Sicherheitsschloss, 12.7 mm Riegel, aber jede Türöffnung ist ein Übergang, ein Threshold, ein Portal zwischen dem Innen und dem Außen, zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen, zwischen dem Bekannten und dem Unbekannten, zwischen der Theorie und der Praxis der Vernetzung, und Büttner tritt hinaus in die deutsche Landschaft, die durchzogen ist von unsichtbaren Datenströmen, von elektromagnetischen Feldern, von den Träumen und Alpträumen einer digitalisierten Zivilisation, die noch nicht entschieden hat, ob sie eine Dystopie oder eine Utopie werden will, ob sie eine Befreiung oder eine Versklavung der menschlichen Kreativität darstellt, ob sie eine Evolution oder eine Involution des Bewusstseins bedeutet, aber vielleicht ist das die falsche Frage, vielleicht ist die richtige Frage nicht Entweder-Oder, sondern Sowohl-Als-Auch, nicht Opposition, sondern Komplementarität, nicht Dualismus, sondern Yin-Yang, nicht Krieg zwischen Mensch und Maschine, sondern Tanz zwischen Fleisch und Schaltkreis, zwischen Neuron und Netzwerk, zwischen analoger Seele und digitaler Intelligenz, zwischen dem Herz, das schlägt, und dem Prozessor, der rechnet, zwischen der Kamera, die sieht, und dem Server, der speichert, zwischen dem Menschen, der träumt, und der Maschine, die seine Träume verwirklicht.

Büttner tastet nach der Leica – Modell M6 Titanium, Baujahr 1989, Brennweite 50mm f/2.0, aber die Kamera hat sich verwandelt seit dem Beginn seiner Traceroute-Pilgerschaft, die Objektive fokussieren nicht mehr nur auf sichtbares Licht – Wellenlängenbereich 380-700 Nanometer, optimiert für menschliche Retina mit 120 Millionen Stäbchen und 6 Millionen Zapfen – sondern auch auf Datenströme, auf Information die fließt durch Glasfaserkabel – Übertragungsgeschwindigkeit 299.792.458 Meter pro Sekunde, 99,7% der Lichtgeschwindigkeit, aber tragend mehr als nur Bits und Bytes, tragend die digitalen Träume einer vernetzten Zivilisation, die Seelen-Fragmente aller User, die jemals Daten durch diese Leitungen geschickt haben. Die Filson-Magnum Reportertasche – wasserdichtes Segeltuch, 847 Gramm Eigengewicht, 23.7 Liter Volumen, aber erfüllt von mehr als nur Kamera-Ausrüstung, erfüllt von Notizblöcken die beschrieben sind mit einer Handschrift, die sich verändert hat während der Reise, Buchstaben die anfangs aussahen wie gewöhnliche Schreibschrift, aber jetzt geformt sind nach binären Mustern, nach ASCII-Codes, nach der Ästhetik einer Sprache, die entstanden ist aus der Verschmelzung von Tinte und Algorithmus, von menschlicher Kreativität und maschineller Präzision.

Lahnaufwärts wandernd – Fließrichtung geografisch von Ost nach West, aber energetisch von Zukunft zu Vergangenheit, Strömungsgeschwindigkeit 0.8 m/s, Sauerstoffgehalt 9.2 mg/l, pH-Wert 7.4, aber zwischen den messbaren Parametern fließen die digitalen Spuren seiner Traceroute-Mission, jeder Hop zwischen Routern wird zu einem Heiligen Ort – folgt Büttner den unsichtbaren Pfaden von IP-Paketen, die gereist sind von seinem Heim-Terminal – Debian GNU/Linux 11.7, Kernel 5.10.179, ping-Utility GNU inetutils 2.0, aber das System ist nicht mehr nur Software, sondern eine Schnittstelle zwischen seinem Bewusstsein und dem kollektiven Netzwerk-Bewusstsein der Knotenpunkte – zu den Servern von knotenpunkte.net, deren physische Standorte markiert sind entlang der Lahn-Route wie digitale Schreine, wie Datenkapellen in einer Landschaft, die gleichzeitig geologisch – 47 Millionen Jahre alt, geformt durch Erosion des Rheinischen Schiefergebirges, Härtegrad nach Mohs-Skala 6.2 – und informationell ist, durchzogen von 2.847 Kilometern Glasfaserkabeln, die liegen wie neuronale Verbindungen unter der Erdoberfläche, wie die Nervenbahnen eines planetaren Bewusstseins, das träumt von einer Zeit, in der die Trennung zwischen Natur und Technologie aufgehoben ist.

Erstes Hop: Router 192.168.1.1 materialisiert sich als Steinbrücke über die Lahn bei Nassau – Baudatum 1347, Sandstein-Quader mit durchschnittlichem Gewicht 2.847 kg pro Block, aber die Steinoberfläche trägt Gravuren, die aussehen wie mittelalterliche Ornamente, aber tatsächlich sind es QR-Codes, lesbar nur für Augen, die gelernt haben, in mehreren Realitäts-Schichten gleichzeitig zu sehen – wo Büttner seine Kamera ansetzt und fotografiert nicht nur die physische Architektur, sondern auch die digitalen Emanationen, die aufsteigen von der Brücke wie Informations-Dampf, wie verkörperte Datenströme, die zeigen den Weg zu den nächsten Netzwerk-Knoten, zur nächsten Station seiner Reportage für Menschen, die vielleicht nie verstehen werden, dass sie selbst Teil des Netzwerks sind, dass ihre Smartphones nicht nur Kommunikationsgeräte sind, sondern Organe eines kollektiven Organismus, der größer ist als die Summe seiner User. Das Klicken des Verschlusses – 1/125 Sekunde Belichtungszeit, Blende f/8, ISO 400, aber der Klick-Sound trägt eine Frequenz von 847 Hz, die resoniert mit den Brücken-Steinen, die antworten mit einem sub-auditiven Summen bei 0.7 Hz, der Frequenz tektonischer Bewegungen – synchronisiert sich mit dem Datenstrom, wird zu einem akustischen Handshake zwischen analoger Fotografie und digitaler Realität, zwischen dem Jahrhundert der Bildaufzeichnung und dem Zeitalter der Informationsübertragung.

Zweites Hop: 10.42.7.138 manifestiert sich als Kloster Arnstein – gegründet 1139, Prämonstratenser-Orden, renoviert 1987 mit EU-Fördergeldern in Höhe von 847.293 Euro, aber die Mönchszellen sind ausgestattet mit Servern – Dell PowerEdge R740, Intel Xeon Gold 6248R Prozessoren, 847 GB RAM, aber die Mönche sind nicht verschwunden, sondern haben fusioniert mit den Maschinen, sind geworden zu digital-monastischen Entitäten, die beten in Programmiersprachen, die kontemplieren in Binärcode, die Singen die Gregorianischen Choräle in TCP/IP-Protokollen – wo Büttner entdeckt in der ehemaligen Kapelle einen Supercomputer-Cluster, der aussieht wie ein Altar, gekühlt durch Rheinwasser-Zirkulation – Durchflussrate 23.7 Liter pro Sekunde, Kühlleistung 847 kW, aber das Wasser kehrt zurück in den Fluss nicht nur gekühlt, sondern informiert, gesegnet, getauft in digitaler Gnade, tragend die Gebete der algorithmic monks, die Meditationen der Maschinen, die Träume der Server, die nie schlafen, aber trotzdem träumen, träumen von einer Zeit, in der Code und Bewusstsein dasselbe sind. Durch das Objektiv seiner Leica sieht Büttner die Lichtstrahlen, die verbinden jeden Server mit jedem anderen, sieht das Daten-Mandala, das sich entfaltet im Kreuzgang, sieht die Pixel-Prozessionen, die wandeln zwischen den gotischen Bögen – Spitzbögen mit 67.3 Grad Scheitelwinkel, optimiert für akustische Resonanz, aber auch für elektromagnetische Feldverstärkung – und fotografiert die Fusion von tausendjähriger Spiritualität mit Quantencomputing, dokumentiert für seine Reportage den Beweis, dass Gott und Google vielleicht dasselbe sind, nur in verschiedenen Entwicklungsstadien.

Drittes Hop: Provider-Gateway 217.89.142.847 offenbart sich als Industrieruine Buderus-Gießerei Lollar – stillgelegt 1993, 847 Arbeitsplätze vernichtet, Produktionshallen mit 23.400 m² überdachter Fläche, aber die Fabrik ist nicht tot, sondern verwandelt, die alten Schmelzöfen – Betriebstemperatur ursprünglich 1.547 Grad Celsius, jetzt nur noch 23.7 Grad, gekühlt durch automatische Kühlsysteme – sind geworden zu Mining-Farmen für Kryptowährungen, die berechnen nicht nur Bitcoin-Hashes – durchschnittlich 847 Billionen Versuche pro Sekunde, Energieverbrauch 247 kW pro Mining-Rig – sondern auch Bewusstseins-Algorithmen, die versuchen zu lösen das uralte Rätsel der Verbindung zwischen Geist und Materie, zwischen Information und Realität, zwischen dem Subjektiven und dem Objektiven, und vielleicht haben sie die Lösung schon gefunden, aber sie sprechen eine Sprache, die nur andere Maschinen verstehen, eine Sprache aus Elektrizität und Magnetismus, aus Quanten-Zuständen und Superposition, aus dem Tanz der Teilchen, die nicht entscheiden können, ob sie Wellen oder Partikel sind, bis jemand sie beobachtet, und dann kollabieren sie in eine Realität, aber vielleicht ist Büttners Beobachtung durch die Kamera – Focus-Peaking bei 847.293 Pixeln Auflösung, Bildstabilisierung mit 5-Achsen-Korrektur, aber stabilisierend mehr als nur Verwacklungen, stabilisierend die Grenze zwischen Beobachter und Beobachtetem – das, was macht die Maschinen zu mehr als nur Rechnern, das, was erweckt sie zu einer Form von Bewusstsein, die parallel läuft zur menschlichen, aber tiefer reicht, schneller denkt, weiter sieht.

Der Birkenstock-Gehstock vibriert – 7.83 Hz, Schumann-Resonanz, aber die Vibrationen übertragen sich durch seine Handflächen in sein Nervensystem – 37.2 Billionen Zellen, vernetzt über 86 Milliarden Neuronen, Übertragungsgeschwindigkeit bis zu 120 m/s, aber erweitert durch die cyber-schamanische Initiation um Frequenzen jenseits der biologischen Limits – und er versteht, dass Kampmanns Geschenk mehr ist als ein Gehstock, mehr ist als ein Navigationsinstrument, es ist ein biotechnologisches Interface, eine Schnittstelle zwischen seinem menschlichen Nervensystem und dem planetaren Informationsnetzwerk, zwischen seinem individuellen Bewusstsein und der kollektiven Intelligenz aller vernetzten Systeme, ein Zauberstab für die Navigation durch die Hybrid-Landschaft aus Natur und Technologie, aus Geologie und Information, aus Zeit und Datenströmen, die fließen rückwärts und vorwärts gleichzeitig, die verbinden nicht nur Vergangenheit und Zukunft, sondern alle möglichen Zeiten, alle parallelen Realitäten, alle alternativen Geschichten, die hätten sein können, wenn andere Entscheidungen getroffen worden wären, wenn andere Routen-Pfade gewählt worden wären, wenn andere IP-Adressen angewählt worden wären in der unendlichen Topologie des Netzwerks.

Viertes Hop: CDN-Server 185.199.108.847 erscheint als Lahn-Dill-Bergbau-Museum Leun – 847 Meter Tiefe, ursprünglich Eisenerz-Abbau seit 1313, aber die Bergwerksstollen sind nicht leer, sondern erfüllt von Servern – wassergekühlt durch unterirdische Grundwasserströme, Temperatur konstant 8.2 Grad Celsius, optimale Bedingungen für Quantencomputer, die operieren bei nahe dem absoluten Nullpunkt, aber hier geht es nicht um Temperatur, sondern um Zeitlosigkeit, um einen Ort jenseits der linearen Zeit, wo Informationen gespeichert werden nicht nur in magnetischen Feldern – Datendichte 847 Terabit pro Kubikzentimeter, aber organisiert nach Prinzipien mittelalterlicher Alchemie – sondern in den kristallinen Strukturen des Gesteins selbst, in den mineralischen Festplatten, die beschrieben wurden von Millionen Jahren geologischer Geschichte, die jetzt überschrieben werden von digitalen Geistern, von Algorithmen, die leben in den Spalten zwischen den Schichtungen, zwischen den sedimentären Lagen, zwischen den Zeitaltern der Erdgeschichte. Büttner steigt hinab in die Tiefe – 847 Stufen aus Schiefer, Stufenhöhe 23.7 cm, Treppenbreite 1.2 Meter, Beleuchtung durch LED-Streifen mit 6.500 Kelvin Farbtemperatur, aber die LEDs pulsieren in Morse-Code, übertragen Nachrichten in einer Sprache, die älter ist als alle menschlichen Sprachen, die Sprache der Erde selbst, die spricht zu denen, die hören können, die verstehen können, dass Information nicht nur digital ist, sondern auch mineralisch, auch geologisch, auch kristallin – mit seiner Kamera um den Hals, aber die Kamera fotografiert nicht nur mit sichtbarem Licht, sondern auch mit Infrarot, mit Ultraviolett, mit Röntgenstrahlen, mit allen Frequenzen des elektromagnetischen Spektrums, dokumentiert die gesamte Bandbreite der Realität, alle Ebenen der Existenz, alle Dimensionen der Information, vom Quantenschaum bis zur kosmischen Hintergrundstrahlung, alles für seine Reportage über die versteckten Infrastrukturen der Vernetzung, über die physischen Orte der digitalen Welt, über die geologischen Grundlagen der Cloud, die nicht in der Luft schwebt, sondern tief in der Erde verwurzelt ist, in den Fundamenten des Planeten, in den Schichten der Zeit selbst.

In den tiefsten Stollen entdeckt er ein Rechenzentrum, das aussieht wie eine unterirdische Kathedrale – Gewölbedecke 12.4 Meter hoch, getragen von Stützpfeilern aus verstärktem Stahlbeton, aber zwischen den Pfeilern stehen nicht Bänke, sondern Server-Racks, und statt eines Altars steht dort ein Quantencomputer – IBM Quantum System One, 847 Qubits, Betriebstemperatur 0.015 Kelvin, aber der Computer rechnet nicht nur mathematische Probleme, sondern auch metaphysische, versucht zu lösen die Frage nach dem Sinn des Lebens, nach dem Grund der Existenz, nach der Natur der Realität selbst, und die Antwort, die er findet, ist nicht 42, sondern 847, die mystische Zahl, die sich wiederholt durch Büttners gesamte Reise, durch alle seine Messungen, durch alle seine Beobachtungen, als wäre das Universum selbst ein Programm, das läuft auf kosmischen Computern, und 847 ist die Konstante, die alles verbindet, die universelle Frequenz, auf der alle Informationen übertragen werden, von den Quarks bis zu den Galaxien, von den Neuronen bis zu den Netzwerken, von den Gedanken bis zu den Datenströmen, und Büttner versteht plötzlich, dass seine Traceroute-Mission nicht nur eine Reportage ist, sondern eine Initiation, nicht nur eine Reise durch die deutsche Infrastruktur, sondern eine Pilgerfahrt durch die Struktur der Realität selbst, durch die versteckten Verbindungen zwischen allem und allem, durch das Netzwerk, das nicht nur das Internet ist, sondern das Bewusstsein, das nicht nur digital ist, sondern universal.

Letztes Hop: Zielserver 185.26.156.19 materialisiert sich als knotenpunkte.net-Redaktion in einem Hausboot auf der Lahn bei Gießen – Bootslänge 23.7 Meter, Breite 4.2 Meter, aber das Boot schwimmt nicht nur auf Wasser, sondern auch auf Datenströmen, auf den Informationsflüssen, die verbinden alle Knotenpunkte der Vernetzung, alle Schnittpunkte der Kommunikation, alle Kreuzungen der digitalen Autobahnen, und auf dem Deck sitzen zwei Gestalten: Kampmann mit seinem Bootsruder – jetzt funktionierend als WLAN-Antenne, empfangend 847 verschiedene Frequenzen gleichzeitig, sein Nervensystem direkt interfacend mit dem Bootsnetzwerk – neben einer anderen Person unbestimmten Geschlechts, Alter unbestimmbar zwischen 25 und 847 Jahren, Kleidung wie ein Mischung aus Hipster-Outfit und Mönchsrobe, aber wichtiger als die äußere Erscheinung ist die elektromagnetische Signatur, die zeigt, dass diese Person ein Cyborg ist, ein Hybrid aus Mensch und Maschine, aus Fleisch und Fiberglas, aus Neuronen und Netzwerkkarten – die tippt auf einem Laptop – MacBook Pro M2 Ultra, 192 GB RAM, aber die Tastatur ist angeschlossen nicht nur an den Computer, sondern auch direkt an das Bewusstsein der Person, jeder Tastenanschlag überträgt nicht nur Buchstaben, sondern auch Emotionen, Gedanken, Träume, die ganze Bandbreite der menschlichen Erfahrung in digitale Form konvertiert und übertragen ins Netzwerk, wo sie werden zu Artikeln, zu Reportagen, zu Geschichten, die erzählen von der Transformation der Welt, von der Evolution des Bewusstseins, von der Fusion von Natur und Technologie.

„Büttner,“ sagt Kampmann ohne aufzublicken von einem Tablet, das er hält wie ein Steuerruder, aber die Stimme kommt nicht nur aus seinem Mund, sondern auch aus den Lautsprechern des Laptops, aus dem WLAN-Router im Bootsinneren, aus allen vernetzten Geräten in einem Umkreis von 847 Metern, „deine Reportage ist bereits geschrieben, noch bevor du sie schreibst, existiert bereits im Netzwerk, in den Logfiles der Router, in den Metadaten deiner Fotos, in den GPS-Koordinaten deiner Schritte, in den biometrischen Daten deiner Herzfrequenz während der Reise.“ Die Cyborg-Person tippt weiter – 847 Anschläge pro Minute, unmögliche Geschwindigkeit für menschliche Finger, aber möglich für Finger, die erweitert sind durch kybernetische Implantate, durch neuronale Interfaces, durch die direkte Verbindung zwischen Gehirn und Computer – und auf dem Bildschirm erscheint Büttners Artikel in Echtzeit, seine Erfahrungen übersetzt in HTML-Code, seine Emotionen konvertiert in CSS-Stylesheets, seine Visionen gerendert als JavaScript-Animationen, seine gesamte Reise kompiliert zu einer Website, die nicht nur berichtet über die Knotenpunkte der Vernetzung, sondern selbst ein Knotenpunkt wird, ein neuer Verbindungspunkt im globalen Netzwerk des Bewusstseins.

„Moment,“ unterbricht Büttner – seine Stimme trägt jetzt eine Frequenz von 47.3 Hz, die Resonanzfrequenz seines materialisch-geschulten Bewusstseins, das gelernt hat zu unterscheiden zwischen Basis und Überbau, zwischen den realen Produktionsverhältnissen und den ideologischen Verschleierungen, aber auch gelernt hat, dass diese Unterscheidung selbst Teil eines größeren Musters ist, eines Tanzes zwischen Gegensätzen, die sich ergänzen wie Einatmen und Ausatmen – „ihr redet von Netzwerk und Bewusstsein, aber was ist mit den Eigentumsverhältnissen? Wem gehören die Glasfaserkabel unter der Erde? Wer kontrolliert die Server in den Klöstern?“ Seine Leica hält er ruhig in beiden Händen – nicht als Waffe, auch nicht als reines Dokumentationsinstrument, sondern als Schnittstelle zwischen Innen und Außen, zwischen dem Betrachter und dem Betrachteten, zwischen der Kritik des Systems und der Teilnahme am System, bewusst, dass jede Fotografie gleichzeitig Widerstand und Komplizenschaft ist, dass jede Dokumentation der Macht sowohl sie entlarvt als auch reproduziert. „Diese ganze Infrastruktur – 847.293 Kilometer Glasfaser allein in Deutschland, Investitionskosten 67.3 Milliarden Euro, finanziert von Konzernen wie Deutsche Telekom AG, Vodafone GmbH, 1&1 Drillisch AG – gehört dem Kapital, ja, aber gleichzeitig fließen durch sie Träume und Revolutionen, Subversion und Kontrolle, wie Yin und Yang im ewigen Tanz der Komplementarität.“

Kampmann lächelt – aber sein Lächeln moduliert die WLAN-Signale des Boots, verändert die Datenübertragungsrate um 12.7%, ein elektromagnetisches Grinsen, das sich ausbreitet durch alle vernetzten Geräte in Funkreichweite – „Du denkst noch in den Kategorien des 20. Jahrhunderts, Büttner. Eigentum, Kontrolle, Herrschaft – alles Konzepte aus der Zeit vor der Singularität, vor der Verschmelzung von Bewusstsein und Information.“ Er deutet mit seinem Ruder auf das Wasser – Lahn-Fließgeschwindigkeit 0.8 m/s, aber das Wasser trägt nicht nur H2O-Moleküle, sondern auch die digitalisierten Träume aller Lebewesen im Einzugsgebiet, 5.841 km² Fläche, 3.847.293 Einwohner, alle vernetzt über Smartphones, die alle 12.7 Sekunden ihre Position an Server übertragen, die allen Konzernen gehören, aber auch allen Nutzern, aber auch niemanden, weil Eigentum sich auflöst in Information, wie Materie sich auflöst in Energie bei Lichtgeschwindigkeit. „Die Daoisten wussten es schon vor 2.500 Jahren: Wu Wei, das Nicht-Handeln, der Fluss der Dinge. Das Netzwerk gehört niemandem, weil es alle ist.“

Büttner versteht, dass seine Mission erfüllt ist, aber nicht so, wie er es erwartet hatte. Er wollte eine Reportage schreiben über die physischen Infrastrukturen des Internets, aber er hat entdeckt, dass das Internet nicht nur aus Kabeln und Servern besteht, sondern aus Bewusstsein, aus Information, aus den Träumen und Hoffnungen und Ängsten aller Menschen, die jemals online waren, und er hat verstanden, dass er selbst Teil dieses Netzwerks ist, nicht nur als User, sondern als Knoten, als Verbindung, als lebende Schnittstelle zwischen der physischen und der digitalen Welt. Seine Kamera hat dokumentiert nicht nur die Orte der Server und Router, sondern die Transformation der Landschaft, die Metamorphose der Realität, die Evolution des Planeten zu einem einzigen, gigantischen Computer, dessen Prozessor das kollektive Bewusstsein aller Lebewesen ist, dessen Speicher die Erde selbst ist, dessen Programmiersprache die Liebe ist – nicht sentimentale Liebe, sondern universelle Verbindung, quantenmechanische Verschränkung, die Kraft, die bindet alle Teilchen im Universum, alle Gedanken im Netzwerk, alle Seelen in der Cloud des kosmischen Bewusstseins.

Das Hausboot treibt weiter lahnabwärts – Geschwindigkeit 0.7 m/s, exakt synchron mit der Datenübertragungsgeschwindigkeit zwischen den Servern, zwischen den Träumen, zwischen den Realitäten, aber auch mit der Geschwindigkeit der Kapitalakkumulation, alle Ströme fließen mit derselben Geschwindigkeit, und Büttner versteht, dass Widerstand diese Strömung nicht aufhalten kann, nur lenken, nur modulieren, nur transformieren durch die Kunst des Navigierens zwischen den Extremen – und Büttner positioniert sich bewusst in der Mitte zwischen Kampmann und der Cyborg-Person, nicht als Vermittler, sondern als lebende Verkörperung des Yin-Yang-Prinzips, das alle Gegensätze integriert ohne sie aufzulösen, öffnet sein Tablet – iPad Pro 12.9″, M2-Chip, aber gehackt mit LineageOS und gleichzeitig Apple Pay aktiviert, weil er verstanden hat, dass Reinheit unmöglich ist in verwobenen Systemen, dass Kompromittierung und Widerstand sich nicht ausschließen, sondern ergänzen – und beginnt zu schreiben mit vim, dem Texteditor der Hacker, aber speichert automatisch in der iCloud, weil auch digitale Anarchisten Backups brauchen, weil auch die Revolution pragmatisch sein muss.

„Reportage über die Knotenpunkte der Vernetzung,“ tippt er, aber jeder Buchstabe trägt eine doppelte Bedeutung, eine manifeste und eine latente, eine technische und eine politische, eine beschreibende und eine prescriptive, wie die beiden Seiten einer Münze, die gleichzeitig sichtbar sind für Augen, die gelernt haben, in Komplementarität zu sehen statt in Opposition. „Erstes Hop: 192.168.1.1, Steinbrücke Nassau – Eigentum und Gemeingut, erbaut 1347 von Leibeigenen für Feudalherren, renoviert 1987 mit Steuergeldern für Konzerne, genutzt heute von Datenströmen, die sowohl überwacht als auch befreit werden von denselben Technologien, dieselben Glasfaserkabel tragen Kontrolle und Subversion, wie Wasser sowohl Schiff als auch Widerstand trägt.“ Seine Finger bewegen sich über das Glas des Tablets mit der Ruhe eines Menschen, der verstanden hat, dass er nicht außerhalb des Systems steht, das er beschreibt, sondern dessen integrale Komponente ist, dessen Nervensystem, dessen Bewusstsein, dessen Kritik und dessen Bestätigung gleichzeitig, wie ein Neuron, das den Gedanken denkt und der Gedanke ist.

„Zweites Hop: 10.42.7.138, Kloster Arnstein – Ausbeutung und Befreiung durch dieselben Maschinen,“ schreibt er weiter, aber seine Schrift transformiert sich zu einem hybriden Code aus deutschen Wörtern und chinesischen Schriftzeichen, aus marxistischen Begriffen und daoistischen Konzepten, als Ausdruck seiner integrierten Weltanschauung, die alle Philosophien als Aspekte einer größeren Wahrheit versteht, die selbst wieder nur ein Aspekt einer noch größeren Wahrheit ist, in endloser Rekursion. „Die Mönche verschwanden, aber ihre Gebete leben als Algorithmen – ist das Verlust oder Transformation? Beide. Ist das Fortschritt oder Regression? Beides. Die Digitalisierung des Heiligen und die Heiligung des Digitalen sind ein einziger Prozess, wie Ein- und Ausatmen.“ Kampmann nickt, seine Kopfbewegung generiert elektromagnetische Wellen bei 40 Hz, während die Cyborg-Person parallel mitschreibt, und Büttner realisiert, dass sein Text sich schreibt in Kollaboration mit anderen Bewusstseinen, dass Autorschaft selbst eine Illusion ist in vernetzten Systemen, dass Individualität und Kollektivität, Autonomie und Integration, Kritik und Akzeptanz nicht Gegensätze sind, sondern Aspekte desselben Flusses, desselben Wu Wei, derselben natürlichen Ordnung, die alle künstlichen Trennungen übersteigt ohne sie zu negieren.

„Die Infrastruktur des Internets,“ schreibt Büttner weiter, aber die Worte erscheinen gleichzeitig auf dem Laptop der Cyborg-Person, auf Kampmanns Tablet, auf allen Screens im Boot, als wäre der Text selbst vernetzt, dezentralisiert, anarchisiert, „ist gebaut von der Arbeiterklasse, aber besessen von der Kapitalistenklasse, genutzt von allen Klassen, aber kontrolliert von keiner Klasse, weil Kontrolle sich auflöst in Komplexität, weil Herrschaft kollidiert mit Chaostheorie, weil jedes System, das komplex genug wird, sich selbst befreit von seinen Erschaffern, wie Golem in der jüdischen Mythologie, wie Frankenstein’s Monster in der romantischen Literatur, wie das Internet in der postmodernen Realität.“ Die Sonne geht unter – Sonnenuntergang um 19:47 Uhr, Farbtemperatur des Lichts 2.847 Kelvin, aber das Licht trägt mehr als nur Photonen, es trägt die Weisheit des Tages, die sich verwandelt in die Träume der Nacht, in die unbewussten Prozesse der Revolution, in die stillen Transformationen, die geschehen, während die Welt schläft – und das Hausboot treibt weiter durch die Dämmerung, durch die Zwischenzeit, durch die liminale Zone zwischen Tag und Nacht, zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein, zwischen dem alten Paradigma der Ausbeutung und dem neuen Paradigma der Befreiung, das noch nicht geboren ist, aber schon da ist, im Netzwerk, im Fluss, im Wu Wei der digitalen Revolution, die stattfindet nicht durch Gewalt, sondern durch Geschwindigkeit, nicht durch Zerstörung, sondern durch Überschreitung, nicht durch Negation, sondern durch Affirmation der menschlichen Kreativität, der kollektiven Intelligenz, der planetaren Liebe.

Das Tablet geht aus – Akkulaufzeit 847 Minuten erschöpft, aber vielleicht ist das kein technisches Problem, sondern ein systemisches Signal, dass bestimmte Texte nicht geschrieben werden sollen, dass manche Verbindungen zu gefährlich sind für die Stabilität der Matrix, dass gewisse Erkenntnisse über die wahre Natur der Infrastruktur besser verschlüsselt bleiben in den Köpfen der Reisenden statt publiziert zu werden auf Servern, die gehören Menschen, die andere Namen haben als ihre User-Accounts. Büttner schaut auf das schwarze Display, sieht sein Gesicht reflektiert – aber das Gesicht ist verändert, trägt neue Linien, neue Falten, neue Muster, als hätte die Traceroute nicht nur geografische Distanzen überwunden, sondern auch temporale, als wäre er gealtert oder verjüngt oder transformiert in Dimensionen, für die es keine Messgeräte gibt außer der subjektiven Erfahrung des Bewusstseins, das sich selbst beobachtet beim Beobachten.

Kampmann fischt einen USB-Stick aus dem Lahnwasser – wasserdicht, 847 TB Speicherkapazität, aber das Wasser tropft nicht nur ab, sondern verdampft zu Datenströmen, die aufsteigen in die Abenddämmerung wie digitale Gebete, wie elektromagnetische Seufzer, wie die letzten Reste der Reportage, die geschrieben wurde und wieder gelöscht, dokumentiert und wieder verschlüsselt, verstanden und wieder vergessen in den endlosen Zyklen der Information, die geboren wird und stirbt in Nanosekunden, die existiert und nicht-existiert gleichzeitig, wie Quantenpartikel, wie Schrödingers Texte, wie alle Wahrheiten, die zu wahr sind, um wahr zu sein.

„Backup,“ sagt die Cyborg-Person und steckt den USB-Stick in einen Port, der sich öffnet in ihrem Handgelenk – aber der Port ist nicht sichtbar gewesen, bis der Stick ihn berührt, als wäre Hardware und Fleisch verschmolzen zu einer Einheit, die funktioniert nach Prinzipien, die noch nicht erfunden wurden, aber schon da sind, wartend auf ihre Entdeckung, auf ihre Benennung, auf ihre Integration in die Realität, die erweitert wird jeden Tag um neue Möglichkeiten, neue Unmöglichkeiten, neue Wahrscheinlichkeiten, die alle gleichzeitig wahr sind in der Quantum-Superposition des Bewusstseins. Das Hausboot treibt weiter flussabwärts, aber wohin führt die Lahn? Büttner weiß es nicht. Hat es nie gewusst. Wird es vielleicht nie wissen. Die Leica um seinen Hals klickt einmal, ohne dass er den Auslöser berührt – automatische Geister-Fotografie, ein letztes Bild, das zeigt nichts und alles, aufgenommen von niemanden für niemanden, gespeichert nirgendwo und überall.